Burnout
Das Buch: „Medizinische Psychologie. Medizinische Soziologie“ definiert Burnout folgendermaßen: „Das Burnout-Syndrom ist ein meist schleichend beginnender Erschöpfungszustand körperlicher, geistiger oder gefühlmäßiger Art, in Beruf, Freizeit, Partnerschaft und Familie, der durch lang andauernde Überforderung entstanden ist und sich oft in Aversion, Ekel und Fluchtgedanken, Zynismus, Negativismus, Gereiztheit und Schuldgefühle zeigt.“
Nach wie vor ist Erschöpfung in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. Nur Leistung und Erfolg zählen. Scheitern ist ein verpönter Begriff, was letztlich dazu führt, dass wir arbeiten bis wir umfallen. Das Fatale daran: Gerade Menschen, die mit hoher Leidenschaft und Engagement arbeiten, scheitern oft an ihren eigenen Ansprüchen oder am System ihres jeweiligen Arbeitsumfeldes. Menschen, die in sozialen Berufen arbeiten, Menschen die helfen wollen oder die Systeme ändern möchten scheitern oft an den Rahmenbedingungen unter denen sie arbeiten. Innere Kündigung und sozialer Rückzug können erste Vorboten eines Leidensweges sein – dem Burnout sind Tür und Tor geöffnet.
Welche Faktoren begünstigen einen Burnout?
Hier muss unterschieden werden zwischen äußeren und inneren Faktoren.
Äußere Faktoren sind meist die Gegebenheiten am Arbeitsplatz, wie z.B.:
• Stress (zu hohe Arbeitsbelastung, zu hohe Anforderungen)
• Mangelnde Ressourcen (Personal, Finanzen, individuelle Unterstützung)
• Wenig positives Feedback, wenig Anerkennung für Leistung
• Schlechte Bezahlung (mit der Botschaft: deine Arbeit ist nicht viel wert!)
• Teamkonflikte (Mobbing)
• Unklare und unrealistische Zielvorstellungen
• Wenig Entscheidungs- und Handlungsspielraum des Einzelnen
• Macht- und Kompetenzgerangel statt Teamgeist
• Angst vor Arbeitsplatzverlust
Innere Faktoren werden meist nicht wahrgenommen oder als problematisch angesehen und erst in einem therapeutischen Prozess aufgedeckt. Diese Faktoren sind z.B.:
• Perfektionismus
• Hohe Ideale
• Muss-Forderungen (Du musst perfekt sein, du darfst keine Schwäche zeigen)
• Die Unfähigkeit, Nein zu sagen, d.h. Grenzen zu ziehen
• Die Angst vor Ablehnung (nicht nur der eigenen Leistung, sondern auch der eigenen Person)
• Versagensangst
• Angst vor Kritik
• Angst vor materiellem Absturz
• Tiefste Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung
• Erwartung an sich, der oder die „Beste“ zu sein
• Erwartung an sich, sehr erfolgreich zu sein
• Erwartung, anderen Menschen „das Glück zu bringen“
Je mehr die äußeren Umstände und die innere Disposition in einer gesunden Balance sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit,am Burnout-Syndrom zu erkranken
Hier ein Beispiel, wie das Zusammenspiel von inneren und äußeren Faktoren im System funktioniert.
Beispiel: Angst vor Kritik
Sie bewegen sich in einem angstfreien beruflichen Kontext, Ihre Arbeit wird von Mitarbeitern und Ihren Chefs wertgeschätzt = Geringe Burnout-Gefahr
Sie sind mit Aufgaben konfrontiert, die es Ihnen unmöglich machen, fehlerfrei zu agieren. Sie können es auf keinen Fall allen recht machen = Erhöhte Burnout-Gefahr
Wichtig: Der eigentliche Auslöser für eine Burnout-Symptomatik muss nicht alleine im beruflichen Kontext liegen, er kann auch im privaten Umfeld seinen Auslöser haben. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie brauchen Hilfe, dann scheuen Sie sich nicht, diese anzunehmen. Gemeinsam finden wir einen Weg.
In welchen Phasen verläuft der Burnout?
Phase 1: Idealistische Begeisterung – Einsatz über das „normale“ Maß hinaus in Kombination mit dem Zwang, sich zu beweisen
Diese Phase ist geprägt von einer Begeisterung, die keine Grenzen kennt. Man ist Feuer und Flamme für eine Sache, ein Projekt oder die Erziehung der Kinder. Manchmal sind in dieser Phase auch das Gefühl der eigenen Unentbehrlichkeit und Allmächtigkeitsphantasien zu beobachten.
Phase 2: Verstärkter Einsatz und Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Hier setzt nun die Erfahrung ein, dass die Ideale trotz des hohen Einsatzes nicht erreicht werden. Man hat das Gefühl, alles selbst machen zu müssen. Eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt. Der Wunsch nach Ruhe, Entspannung und Sozialkontakten tritt zurück. Der Wunsch nach Sexualität sinkt. Dagegen steigen der Alkohol-, Nikotin- und Kaffeegenuss sowie der Gebrauch von Schlafmitteln.
Phase 3: Beginnende Distanzierung
Die positive Einstellung zur Arbeit geht verloren. Fehlleistungen wie Unpünktlichkeit, Verwechslung von Terminen und Themen treten auf. Eine Verflachung der Emotionen geht einher mit Zynismus. Soziale Kontakte werden gemieden und als belastend erlebt.
Phase 4: Verleugnung, Emotionalisierung und erste Verhaltensänderungen
Eigene Bedürfnisse werden verleugnet. Sozialer Rückzug wird verstärkt und aggressives Verhalten z.B. Reizbarkeit, Wut, Launenhaftigkeit, Schuldzuweisungen treten auf. Andererseits werden auch Gefühle wie: Stimmungsschwankungen, Schwächegefühl, Leere, Abstumpfungsgefühle, Selbstmitleid, Angst und depressive Stimmungen wahrgenommen. Bereits in diesem Stadium kann es zu einem körperlichen Zusammenbruch kommen. Das soziale Netz wird als feindselig, fordernd und überfordernd erlebt. Hier ist es oft für Partner erstmals erkennbar, dass der Betroffene Hilfe benötigt. Die Hilfsangebote können vom Betroffenen allerdings als Angriff interpretiert werden.
Phase 5: Abbau und desinteressierte Gleichgültigkeit
Die Konzentrations- und Merkfähigkeit nehmen stark ab, die Motivation sinkt immer mehr. Initiative und Kreativität verflachen. In der Arbeit wird nur noch das Nötigste erledigt. Die Energiereserven sind erschöpft, alles läuft auf Sparflamme. Die Emotionen sind auf dem Nullpunkt angelangt. Das Interesse an privaten Unternehmungen, sportlichen Aktivitäten und Hobbies werden aufgegeben. Es kommt zu einem Rückzug auf allen Ebenen.
Phase 6: Depersonalisation und innere Leere
Die Betroffenen beschreiben sich in dieser Phase als „Maschinen“, die nur noch funktionieren. Das Gefühl für die eigene Persönlichkeit geht verloren. Gleichzeitig spüren die Betroffenen eine innere Leere, sie fühlen sich innerlich ausgezehrt, mutlos und leer. Verzweiflung und Depressivität führen nicht selten zu Suizidgedanken.
Phase 7: Körperliche Symptome
Die gesamte Bandbreite möglicher Krankheitssymptome können durchlaufen werden. Als Beispiele seien hier nur genannt: Dauernde Erkältungskrankheiten durch die Schwächung des Immunsystems, Unfähigkeit zur Entspannung in der Freizeit, Schmerzen in den Muskeln und Gelenken, Atemprobleme, sexuelle Probleme, Engegefühl in der Brust, Schwindel, Kopfschmerzen usw.
Phase 8: In der Tiefe der Burnout-Spirale
In der Endphase herrscht eine maximal negative Einstellung zu eigenen Leben mit schwerer Depression, mit Gefühlen der Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Angst, absoluter Verzweiflung und existentieller Bedrohung. Ein Ausweg aus der totalen Erschöpfung wird nicht mehr gesehen.
Burnout – Zahlen und Fakten
Laut der Techniker Krankenkasse haben auch 2012 die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankung weiter zugenommen, das heißt jeder sechste Krankschreibungstag läuft unter einer psychischen Diagnose. Depressive Episoden, zu denen auch die Erschöpfungsdepression Burnout zählt, stehen damit auf Platz 1 der Hauptursachen von Krankschreibungen, noch vor Rückenschmerzen und Erkältungskrankheiten.
Doch wann beginnt Burnout?
Das Gefährliche an der Krankheit ist der schleichende Energieverlust, der von den Betroffenen meist erst erkannt wird, wenn es zu spät ist. Hilfe von außen ist dann unvermeidlich. Typisch ist für den Verlauf der Krankheit der oft misslungene Versuch, selbst aus dem Teufelskreis auszubrechen. Versagensängste, Hilflosigkeit und Angst führen dann dazu, dass Betroffene die Anzeichen eher unter den Tisch kehren.
Burnout: Was nun? Therapieangebot in Nürnberg
Falls Sie nun das Gefühl haben, Sie kennen dies aus eigener Erfahrung, oder Ihr Partner befindet sich in dieser Situation, können Sie sich Hilfe holen. Sie müssen dies nicht alleine durchstehen. Melden Sie sich bei mir und wir werden gemeinsam einen Weg finden, wie Sie die Spirale durchbrechen und Sie Ihr Leben wieder in die eigene Hand nehmen können.
Literaturtipps
*Claudia Fiedler, Ilse Goldschmid (Beck kompakt): Burnout – Erprobte Wege aus der Falle
*Dr. Manfred Nelting (Mosaik-Verlag):
Burnout – Wenn die Maske zerbricht: Wie man Überlastung erkennt und neue Wege geht